Reitest du aus dem Hof, nimm nicht den Zügel auf, ehe du deinem Pferde nicht die Freiheit geschenkt, sich umzusehen in dem Morgen, in den es dich trägt. Gönne ihm eine Freiheit, die du selber genießest. Wenn es seinen Hals ausstreckt so lang es mag, seine Ohren spitzt, seine Augen ruhig und groß schweifen läßt, seine Nüstern weitet, wie oft wird ein Lachen in seiner Seele sein, das zur Morgenluft will. Wehre ihm nicht. Denke, daß auch du dich emporreckst, du dich in die Brust wirfst, du tief atmend vor der Fülle des Tages stehst.
Rudolf g. Binding, Reitvorschriften für eine Geliebte